Rückblick 2020

Rückblick: Die Aktionstage 2020 (10.-14. November)

In insgesamt 80 Veranstaltungen erkundeten verschiedenste Veranstalter:innen gemeinsam mit den Gästen eine breite Bandbreite an Themen und Phänomenen, die im Zusammenhang mit Netzpolitik und Demokratie standen. Natürlich waren auch die netzpolitischen Tage durch die Pandemie geprägt – nicht unpassend zum Politikfeld fand der allergrößte Teil der Veranstaltungen in Online- oder Hybridformaten statt. Aus der Not wurde dabei eine Tugend gemacht, da den teilweise vor Ort angelegten Formaten nun auch Teilnehmende aus anderen Regionen ohne Anreise folgen konnten.

Veranstaltungen und Themen der Aktionstage 2020 – ein Auszug aus dem Programm vom letzten Jahr:

KIDFLUENCER - wenn Kinder zu Social Media Stars werden

Sachsen, Bundesweit / Online / SAEK Leipzig Format: Online-Vortrag

Instagram, Snapchat, TikTok und YouTube gehören schon lange zu unserem Alltag dazu. Und auch Kinder und Jugendliche bewegen sich in diesen sozialen Netzwerken. Sie eifern ihren Vorbildern nach und träumen davon, selbst einmal Influencerin oder Influencer zu sein. Doch was, wenn sie schon in jungen Jahren vor der Kamera stehen? Wenn sie mit ihrem Gesicht, ihrem Alltag und ihrem Leben Geld generieren und von der ganzen Welt gesehen werden können?

GAMES & POLITIK – wie politisch sind Games? Dürfen und sollen Games politisch sein? Dieser Frage gehen wir in unserem Online-Vortrag/-Panel mit Expert:innen aus der Games-Branche nach.

Bayern, Hessen, Bundesweit / Online Format: Online-Veranstaltung/Diskussion

Dürfen und sollen Games politisch sein? Dieser Frage gehen wir in unserem Online-Vortrag/-Panel mit Expert:innen aus der Games-Branche nach. Video- und Computerspiele boomen seit Corona extrem, waren aber auch schon davor stark im Trend. Als Kulturgut sind sie Teil der medialen Öffentlichkeit und tragen auch zur Meinungsbildung bei. Dabei greifen Games reale Konflikte in fiktiven Szenarien auf, thematisieren Geschichte, Kriege, Dystopien oder Utopien. Sie beinhalten Geschlechterklischees oder gesellschaftliche Stereotypen und stellen Spieler:innen nicht selten vor ethische Fragen. Darüber hinaus können sie soziale, ökonomische oder politische Projektionsflächen sein, in denen alternative Gesellschaftsentwürfe und Interaktionen zwischen den Spieler:innen erprobt werden können, in die sich viele Gamer:innen bewusst hineinbegeben. Große Entwicklerfirmen bestreiten oft die politischen Dimensionen ihrer Videospiele. Gründe genug also, die Frage zu stellen: Wie politisch sind Games?

CHECK YOUR FACTS – Wenn die Lüge zur Wahrheit wird – Fake News in den USA und in Deutschland

Baden-Württemberg, Bundesweit / Online Format: Online-Workshop

Das Internet ist ein mächtiges Informationsinstrument, immer häufiger aber auch ein Desinformationsinstrument: Denn heute gehören Fake News, das heißt gezielte Falschmeldungen, leider zum Alltag im Netz. Einmal gestreut, sind sie kaum zu korrigieren. Und es wird immer schwieriger, herauszufinden, welche Nachrichten tatsächlich glaubwürdig sind. Die Schüler:innen bekommen zunächst einen Einblick in die Gestalt, Ausprägungen und Besonderheiten der Medienindustrie in den USA und anschließend zu dem Thema „Fake News“. Danach lernen sie, wie sie Nachrichten auf Zuverlässigkeit untersuchen und sammeln praktische Erfahrungen bei der Überprüfung zweifelhafter Nachrichten. Für Schulklassen ab Klasse 9, geeignet für alle Schularten.

DESINFORMATION, FAKE NEWS UND HASSREDE IN SOZIALEN NETZWERKEN – Wie schützen wir die Demokratie im digitalen Zeitalter?

Sachsen, Bundesweit / Online Format: Webtalk Veranstaltung bei YouTube

Wo liegt die Grenze zwischen einer harmlosen Falschmeldung und einer bösartigen Lüge, die sich zu einer Verschwörungstheorie auswächst? Was kann der Staat, die Wirtschaft und jede:r Einzelne tun, um die Demokratie auch im digitalen Zeitalter zu schützen? Fake News und Hassreden haben den politischen Diskurs nicht nur in den sozialen Medien massiv verändert. Längst haben sie ihren Weg aus den virtuellen Foren in die analoge Welt gefunden. Sie beeinflussen Wahlergebnisse, verschärfen Diskussionen und werden teilweise sogar von staatlichen Akteur:innen zu Desinformationskampagnen verwendet. Versuche, die Verbreitung von Informationen im Internet zu regulieren, stoßen sehr schnell an technische und juristische Grenzen. Kritiker:innen der Regulierung befürchten zudem staatliche Zensur. Wo liegt die Grenze zwischen einer harmlosen Falschmeldung und einer bösartigen Lüge, die sich zu einer Verschwörungstheorie auswächst? Was kann der Staat, die Wirtschaft und jede:r Einzelne tun, um die Demokratie auch im digitalen Zeitalter zu schützen?

CLICKTIVISM ODER MEHR? – Digitaler Protest und politische Einflussnahme

Hessen, Bundesweit / Online Format: Diskussion | Vortrag

In unserem Web-Seminar möchten wir gemeinsam mit Expert:innen über digitale Protestkulturen sprechen und dabei thematisieren, welche politischen Reaktionen und Versuche der Einflussnahme die Äußerung und Organisation von Protest im Netz hervorrufen kann. Welche Rolle spielen soziale Medien für die Mobilisierung von Protestbewegungen? Spätestens seit der Tunesischen Revolution ist offenbar, dass die Strukturen des Internets analoge Bewegungen nicht nur Straßenproteste verändern, sondern auch neue Formen hervorbringen. Unter Hashtags wie #metoo oder #blacklivesmatter entstanden globale Bewegungen und viele erfolgreiche Protestbewegungen der vergangenen Jahre wie Fridays for Future oder die sogenannten Hygienedemonstrationen wären ohne die Vernetzungsmöglichkeiten des Internets und der sozialen Medien kaum denkbar gewesen. In unserem Web-Seminar möchten wir gemeinsam mit Expert:innen über digitale Protestkulturen sprechen und dabei auch thematisieren, welche politischen Reaktionen und Versuche der Einflussnahme die Äußerung und Organisation von Protest im Netz hervorrufen kann.

TECH FEMINISMUS – Wie geschlechtsneutral ist Big Data?

Bayern, Bundesweit / Online Format: Online-Diskussion

Frühere Netzpionier:innen nahmen an, digitale Technologien seien frei von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und ermöglichten es endlich, soziale Ungleichheiten zu überwinden. Diese Annahmen geraten zunehmend unter Druck - und darüber möchten wir mit Ihnen diskutieren!

Von der intelligenten Videokamera, die Frauen mit dunkleren Haaren für Männer hält, über die Rekrutierungssoftware, die männliche Bewerbungen bevorzugt, bis zu der Suchmaschinenplattform, die Frauen keine Stellen für Führungspositionen zeigt, wenn sie nach Jobs suchen – die Liste der Beispiele, in der Software zu genderbasierten Ungerechtigkeiten führt, ist lang. Zugleich werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Studien durchgeführt, um Diskriminierung mit Daten und Zahlen sichtbar zu machen. Das wirft einige grundlegende Fragen auf: Können wir Diskriminierung verdaten? Können komplexe Softwaresysteme Diskriminierungen korrigieren oder sind sie vielmehr ein Mittel, das zusätzliche Diskriminierungen auslöst und geschlechterbezogene Ungleichheit verstetigt? Diesen Fragen werden wir mit Expert:innen aus Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nachgehen.

LET´S TALK MIT HONEYBALL – Geschlechterverhältnisse auf Youtube

Niedersachsen, Bundesweit / Online Pavillion Hannover Format: Diskussion und Live-Chat

Let's Plays sind ein wichtiges Format auf YouTube: das Besprechen populärer Games durch populäre Youtuber:innen. Auffällig ist, dass verhältnismäßig wenige Frauen unter den erfolgreicheren Let's-Play-Macher:innen sind. Honeyball gehörte jahrelang zu diesen wenigen Frauen. Ein Schwerpunkt ihres Schaffens waren Besprechungen der SIMS-Spiele – neben sehr vielen anderen Games über praktisch alle Genre-Grenzen hinweg. Heute arbeitet Honeyball als Autorin, Illustratorin, Designerin und Fotografin. Außerdem veröffentlicht sie Podcasts über (meist digitale) Kultur. Mit ihr wollen wir über die Geschlechterverhältnisse auf YouTube, in der Let's Play Szene und der Gesellschaft insgesamt ins Gespräch kommen. Diese Veranstaltung ist Teil von Alan-Alaine: Das KI-Projekt. In mehreren Veranstaltungen ist das Publikum eingeladen, anonymisiert in Chaträumen zu diskutieren. Die Chats werden gespeichert und einem selbstlerndenden Algorithmus zur Verfügung gestellt, der sich anhand dieser zu einem "intelligenten" Chatbot zum Thema Geschlechterverhältnisse entwickelt.

DROHNEN & AUTONOME WAFFENSYSTEME – Wie verändern neue Technologien die Kriegsführung?

Bayern, Bundesweit / Online Format: Webtalk

Seit mehreren Jahren schwelt der Streit um den Einsatz bewaffneter Drohnen durch die Bundeswehr. Die einen sehen darin einen unabdingbaren Schritt für mehr Sicherheit der Soldat:innen, für die Kritiker:innen ist die Bewaffnung von Drohnen der erste Schritt zu einer völlig entmenschlichten Kriegsführung mittels Joystick. Der Einsatz von Drohnen ist jedoch bei weitem nicht die einzige technische Neuerung. Während in Deutschland in den vergangenen Jahren über die Bewaffnung von Drohnen gestritten wurde, sind die technischen Möglichkeiten im militärischen Bereich enorm gewachsen und gehen deutlich über die derzeit politisch diskutieren Ansätze zur Bewaffnung von Drohnen hinaus. Bereits heute sind neben ferngesteuerten Drohnen auch autonome Waffensysteme verfügbar, die auf der Basis von Künstlicher Intelligenz funktionieren.

THE CLEANERS – Film und anschließende Diskussion

Hamburg, Bundesweit / Online Format: Online-Stream

Ein Dokumentarfilm über Content-Moderator:innen von Hans Block und Moritz Riesewieck. FSK: 16 Tausende externe Mitarbeiter:innen sichten für Facebook, Youtube, Twitter und weitere Social Media-Angebote Fotos und Videos. Der Film erzählt von ihrer belastenden Arbeit, bei der sie im Sekundentakt über das Löschen oder Veröffentlichen entscheiden. Die Kriterien und Vorgaben dieser Arbeit sind eines der am besten geschützten Geheimnisse der Internet-Giganten. Wer kontrolliert, was wir sehen und was wir denken? Mit Diskussion im Anschluss.

Soziale Netzwerke sind mit der Mission angetreten, Menschen zu vernetzen, ihnen eine Stimme zu geben – und Gesellschaften zu demokratisieren. Seit Jahren macht aber auch der überschäumende Hass auf den Plattformen Schlagzeilen. Menschen werden auf das Übelste beleidigt, Minderheiten diskriminiert und widerwärtige Fotos und Videos verbreitet. Das Absurde: Dem Geschäftsmodell der Plattformen nützt dies sogar, denn je mehr Menschen sich auf den Plattformen tummeln, desto mehr verdienen sie. Der Film beleuchtet, wer die Plattformen möglichst „sauber“ hält: Schlecht bezahlte Menschen, die schlimmste Dinge ansehen und im Sekundentakt löschen müssen. Die Story behandelt damit eine der wichtigsten netzpolitischen Debatten unserer Zeit, nämlich die von Meinungsfreiheit und Zensur im Internet. Welche Macht haben Plattformen? Nach welchen Regeln löschen sie Inhalte? Wie viel Hass kann und muss eine freie Gesellschaft ertragen, wenn sie die Meinungsfreiheit der Menschen achtet?

DIGITALE SELBSTVERTEIDIGUNG MIT STEFAN MEY („DAS DARK NET“)

Rheinland-Pfalz, Bundesweit / Online Format: Vortrag | Diskussion | Online-Vortrag

Sie sind kein Computergenie wie Edward Snowden und wollen sich trotzdem effektiv gegen Überwachung wehren? Das geht. Unser Referent Stefan Mey stellt Ihnen Tricks und Programme vor, die kostenlos und leicht verständlich sind und die Ihr digitales Leben sicherer machen. Mey ist Technologie-Journalist und beschäftigt sich seit Jahren mit Überwachung und mit der Antwort darauf: die digitale Selbstverteidigung. Zuletzt hat er bei uns über das "Darknet" gesprochen.